Festgehalten von Bernd Kappel.
Tanz- und Trommelband KALIFI aus Ghana
Tanz- und Trommelband KALIFI aus Ghana

1985

Inspiriert von Joseph Beuys und seiner Idee der „sozialen Plastik“ schließen sich 1985 Umweltaktivisten, Handwerker, Kaufleute und Künstler zusammen, gründen den VereinWIR-projekt eV“ und kaufen ein großes Industriegebäude auf der schwäbischen Alb.

Die ersten Orientierungspunkte sind:

 

  • WiR-Projekt - als Ausdruck von Vielfalt. Statt einer an Idealen orientierten Gemeinschaft sollen Freiräume geschaffen werden in denen ständig neue Projekte entstehen. Der Begriff „WIR“ definiert sich über gemeinsames Handeln.

 

  • Unabhängigkeit von Institutionen – keine Förderung der künstlerischen und kulturellen Projekte. Statt dessen eigene, im Haus angesiedelte Unternehmen, die eine wirtschaftliche Basis schaffen aus der sich die „soziale Plastik“ entwickelt.

 

  • Selbständigkeit – jeder ist sein eigener Unternehmer und handelt in eigener Verantwortung und auf eigenes Risiko.

 

  • Kein Wohnen im Fabrikgebäude – erstens soll viel Platz für Projekte sein, zweitens soll keine Insel entstehen. Also wohnen im Dorf.

 

 

1989

Mittlerweile gibt es 12 Unternehmen im Haus. Gastronomie, Handwerk, Handel, Gesundheit, Kleinkunst. Die Künstergruppe „Allbahn“ hat eine ganze Etage belegt. Regelmäßige Jazz-Konzerte finden statt. Erste Kursprogramme starten. Der Verein eröffnet sein eigenes Tagungshaus. Noch ahnt niemand das Konfliktpotential der, für die Unabhängigkeit scheinbar so wichtigen, eigenen Betriebe.

 

1992

Das erste, noch dazu größte Unternehmen muss Konkurs anmelden. Schlagartig wird klar, wie verwundbar das Projekt ist. Jazzkurse mit deutschen Spitzenmusikern finden statt. Frauenprojekte starten. Gymnastik-, Yoga- und Ernährungskurse sind schon etabliert. Neu im Programm: afrikanisches Trommeln und Tanzen. Die „90-ger“ werden geprägt sein, von dem intensiven Kontakt mit der ghanaischen Gruppe „Kalifi“.

 

1995

Die unternehmerischen Krisen nehmen zu. Das Projekt ist zwar breit aufgestellt, aber Konjunktur-zyklen gehen nicht an Haus vorbei. Das eigene Überleben rückt in den Vordergrund. Die Akademie „unternehmen-lernen“ wird gegründet um mehr ökonomischen Wissens-Input zu ermöglichen.

Ungenutzte Flächen und fehlende Einnahmen bringen eine Wende: Wohnungen werden im Haus ausgebaut. Intergeneratives Wohnen ist angesagt. (Die dort geborene und aufwachsende nächste Generation wird 2010 dem Verein einen neuen und entscheidenden Impuls geben.)

 

1999

Von ehemals 12 Unternehmen sind 5 übrig geblieben. Dazu das vereinseigene Tagungshaus. Vereinsmitglieder, Projektler und Unternehmer gönnen sich ein Jahr Zeit um eine neue Vision und neue Grundsätze für das Projekt zu erarbeiten. Einzelne Unternehmen strecken vorsichtig die Finger nach dem Gebäude aus. (2009 wird es dann einen massiven Versuch geben, den Verein zu kippen und einen Teil des Vereinsgeländes/Gebäude in private Hände zu geben.)

 

2005

Nach 20 Jahres viele „projektmüde“. Ein kleiner Trupp unverzagter bleibt übrig. Es hat sich gezeigt, dass die privaten Hausbewohner sich sehr viel intensiver um das Gebäude kümmern, wir die Gewerblichen. Wohnen „Die Erste“ – ein Erfolg.

 

2009

Aus den Kindern sind Jugendliche und junge Erwachsenen geworden. Es gibt einen Jugendraum, der in eigener Initiative und mit viel Kreativität ausgebaut wird. Es gibt 2 Bands, die regelmäßig proben und erste Auftritte im Haus haben. Die Integration ins Dorf ist vollzogen. Eltern und Jugendliche sind froh, das es das „WIR-projekt“ gibt. Alte Vereinsmitglieder, vor allem einige der Gewerbetreibenden, sind nicht glücklich über diese „Verjüngung“. Das junge Leute, die „noch nichts geleistet haben“, jetzt gleichberechtigt mitreden dürfen, gefällt nicht jedem. Das Angebot eines WIR-Unternehmens, Teile des Gebäudes dem Verein abzukaufen, wird abgelehnt.

 

2012

Das Projekt hat sich radikal verjüngt. Musik ist auch nach über 25 Jahren noch eine Triebfeder im Haus. Mittlerweile proben 4 Bands im Haus. Erste „grosse“ Auftritte, auch in Stuttgart finden statt.

Dafür kracht es unter den „Alten“ gewaltig. Zwei, von noch drei anwesenden, Unternehmen gehen. Dafür kommt der Wohnungsausbau und damit verbunden, die Gebäudedämmung voran.

Das WIR-projekt hat seine Prämissen geändert, ist aber wirtschaftlich wieder erfolgreich. Wenn auch in einem bescheidenen Maß. Jetzt starten die Jungen ihre Zukunftwerkstatt und die übrig gebliebenen Alten werden gebraucht und gehört.

 

    2013

aktuellen Aktivitäten des Vereines:

  • Unterstützung lokaler Musiker und Bands durch Bereitstellung von Proberäumen und technischer Ausstattung.
  • Jugendraumes für die junge Vereinsmitglieder
  • Wohnprojekt (zwei Generationen unter einem Dach)
  • Unterhalt und Betrieb des vereinseigenen Tagungshauses
  • Wartung, Pflege und weiterer Ausbau der Vereinsgebäude und Wohnräume